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Kein Zweifel, es ist schon grausam, was die zu uns geflüchteten Ukrainerinnen und ihre Kinder in den letzten Monaten erleben mussten und müssen. Gar nicht zu reden von ihren Männern, Brüdern und Söhnen. Und es ist beeindruckend, in welcher Weise unsere Bürger, Hilfsorganisationen und die Regierung helfen. Unterstützungszahlungen werden völlig unbürokratisch gewährt, konkrete Arbeitsplätze werden angeboten und Arbeitserlaubnisse zügig erteilt. Zudem werden menschenwürdige Unterkünfte anstelle von Flüchtlingsunterkünften angeboten und für die Kinder wird altersgerechter Schulunterricht organisiert. Das ist aber halt nur die eine Seite unserer Gesellschaft. Leider gibt es auch eine andere, sehr viel dunklere Seite. Und genau dieser dunklen Seite widersetzen wir uns in St. Barbara seit Jahren sehr engagiert.

Es geht um die 2015/2016 geflüchteten Menschen aus dem Irak, den Kurdengebieten und natürlich aus Syrien und den jeweiligen Anrainerstaaten.

Wir erinnern uns: Diese Menschen, die vor ihrer Flucht aus der Heimat oft seit ihrer Geburt unter Krieg und Verfolgung und nicht zuletzt auch unter dem IAS gelitten haben, wurden bei uns teilweise wochenlang in unzumutbaren Massenunterkünften zusammengepfercht. An Unterricht für die Kinder dachte man eben so wenig wie an Arbeitsplätze für die Eltern. Von Traumatherapien ganz zu schweigen. Ihre letzte zunächst verbliebene Habe wurde ihnen auf ihrer Flucht durch die Türkei von Schleppern und anderen Kriminellen gestohlen.

Und genau hier hat unsere Gemeinde, so wie viele andere Helfer:innen auch - zweifellos aber gegen den allgemeinen Trend-  über die Jahre sehr viel bewegen können. Insgesamt weit über 1.000 Stunden Deutschunterricht, Hilfe bei Behördengängen, bei Wohnraumbeschaffung, Mobiliar und Umzügen, monatelange Sammelaktionen für Kleidung, Hausrat und Co, konkrete Integrationsmaßnahmen, Einrichtung von Kinder-Spielgruppen, Gesprächskreise u.v.a.

Aber 2015/2016 scheinen heute vergessen. Keine Minute mehr zu den arabischen Ländern in den Nachrichten, teilweise massive bürokratische Hürden bei unseren Behörden und unglaubliche Mengen an Formularen und Anträgen, die trotz inzwischen oft sehr guter Deutschkenntnisse ohne Hilfe nicht zu bewältigen sind.

Gut ausgebildeten Frauen und Männern verweigert man Arbeit (z.B. qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern und Ärzten). Ingenieure hält man nachhaltig mit dem Mindestlohn hin oder sie müssen im Rahmen einer Berufsausbildung als „Azubi“ ganz neu beginnen. Einwandfreie Familiendokumente werden -im Rahmen des sogenannten Ermessensspielraums der Behördenvertreter- nur schleppend oder gar nicht bearbeitet. Und Sozialleistungen werden teilweise willkürlich gekürzt oder gar zurückgefordert, ohne dass zuvor angemessen informiert und recherchiert wurde. Und Diskriminierung – besonders auch durch andere Menschen mit Migrationshintergrund ist an der Tagesordnung.

Aber wir haben diese Menschen nicht vergessen und unterstützen unverändert nachhaltig und regelmäßig. Wir helfen bei den Dokumenten, Formularen und Steuererklärungen, wir erheben Einspruch gegen willkürlich erscheinende Verfügungen, und wir sorgen für einen Rechtsbeistand, wenn unser guter Wille allein nicht mehr ausreicht. Und manchmal helfen wir auch ganz einfach mit etwas Geld aus, wenn die Not besonders groß ist.

Und im Gegenzug: Große Dankbarkeit, besonders aber Fleiß, Ausdauer und immer fortschreitende Integrationserfolge. Und inzwischen auch die eine oder andere über die Jahre gewachsene Freundschaft.

Und darauf sind wir auch ein wenig stolz.

Allein, Manches geht nicht ganz ohne Geld und die seinerzeit erhaltenen großzügigen Spenden sind weitestgehend verebbt. Alle Hilfe scheint momentan nur für die Ukrainehilfe zur Verfügung zu stehen.

Deshalb heute unsere Bitte, auch diese Menschen nicht zu vergessen.  Und die eine oder andere Spende ist auch hier nicht nur sehr willkommen, sondern weiterhin dringend benötigt.

Denn am Ende sind es ja gerade auch bestens integrierte selbst Betroffene, die andere Migranten positiv beeinflussen, ihnen Mut machen und so einen wesentlichen positiven Beitrag für uns alle leisten.

Förderverein St. Barbara Dümpten e.V.

IBAN DE53 3627 0024 0127 0032 60

Deutsche Bank AG, Mülheim

Verwendungszweck: Hilfe für Geflüchtete

im Juli2022

Klaus Timmer